Zwiebelzeit in Buchs

Philipp Rohrer ist Gemüsebauer in vierter Generation. Mithilfe seines Mentors Bruno Frick und Offenheit für innovative Anbauformen führt er den Schweizer Zwiebelanbau in die Zukunft.

An einem sonnigen Tag im Juni: Philipp Rohrer, 43, empfängt uns auf seinem Betrieb in Buchs. Vor Lagerhallen und der Hofwerkstatt stapeln sich grosse Holzkisten. Sie verströmen schon den typischen Zwiebelduft. Mitarbeitende erhalten von ihm kurze, aber präzise Anweisungen, wie mit den Maschinen umzugehen ist. Denn ein Zwiebelfeld, zwei Minuten mit dem Auto entfernt, soll in 30 Minuten abgeerntet werden. Wir befinden uns noch am Anfang der Erntesaison, deshalb kann Philipp etwas Zeit für uns entbehren.

Wenn die Haupterntezeit näherrücke, führe er sehr viele Telefonate mit Einkäufern von Händlern, wie zum Beispiel TopCC. «Bis zu 60 Gespräche am Tag!», erzählt er. Sein Hauptarbeitsgerät ist überraschenderweise kein Traktor, sondern sein Smartphone. Philipp zeigt seine Hände und lacht: «Die sehen nicht aus wie von einem typischen Bauern.» Philipp ist auch kein typischer Bauer. Bevor er mit dem Anbau von Gemüse startete, war er Maschinenbautechniker. «Kaum eine Maschine, die wir kaufen, kommt so, wie sie geliefert wird, aufs Feld», sagt er. «Wir verändern immer etwas daran.»

Von Sargans bis zum Bodensee

Seit Philipp den Betrieb vor zehn Jahren als Quereinsteiger von seinem Vater übernommen hat, hat er die Absatzmenge verzehnfacht. Damit gehört Rohrer Gemüsebau heute zu den grössten Zwiebelproduzenten der Schweiz. In Zusammenarbeit mit rund 20 Kooperationspartnern bewirtschaftet er Felder zwischen Sargans und dem Bodensee. Dieser Vertragslandbau hat einen grossen Vorteil: So lässt sich das Risiko wetterbedingter Ernteausfälle streuen. Die Spezialität des Unternehmens sind frühe Gemüsesorten. Die Zwiebeln, aber auch Kartoffeln, Randen und Karotten kommen nach der Ernte direkt in den Handel, ohne Zwischenlagerung. «Der Grund für die Spezialisierung auf frühes Gemüse ist die geografische Lage des Betriebs. Viele Föntage und vergleichsweise viele Sonnenstunden machen es möglich. Der Frühanbau bringt aber auch Herausforderungen für den Landwirt mit sich. «Nächste Woche müssen ca. 80 Tonnen Zwiebeln in der Packerei sein. Damit uns das Wetter nicht dazwischenkommt, studiere ich laufend die Vorhersagen. Auch deshalb bin ich regelmässig am Smartphone.»

«Für den Frühanbau muss man flexibel sein und Nerven haben.»
Philipp Rohrer, Rohrer Gemüsebau

Philipps liebste Sorte: Sonic

Rund 20 Zwiebelsorten werden auf den Feldern übers Jahr angebaut und geerntet. Gelbe und rote. Jetzt ist die Winterzwiebel Sonic an der Reihe. Sie wurde vergangenen September eingesäät und hat jetzt eine fertige, hellbraune Schale. Galatea ist in drei Wochen soweit. Durch die zeitliche Staffelung ist Rohrer Gemüsebau ganzjährig lieferfähig. Die Sorte Sonic ist eine sehr frühe Sorte aus Japan. Das Land liegt auf einem ähnlichen Breitengrad wie die Schweiz und ist optimal auf die klimatischen Gegebenheiten hierzulande angepasst.

Apropos klimatische Bedingungen. Ob die Regenperiode der vergangenen Wochen die Ernte gefährdet hat, wollen wir wissen: «Das war absolut problemlos für uns», antwortet Philipp. «Ihr müsst euch die Felder ansehen. Die sind topfeben. Wir haben sie maschinell eingeebnet mit 15 cm Gefälle auf 300 m Länge», erklärt er. Wenn es keine Mulden gibt, ist das ein grosser Vorteil. Wir haben dadurch einen ausgeglichenen Wasserhaushalt, ein gleichmässiges Wachstum und weniger Ernteverlust wegen stehendem Wasser.» Das Begradigen der Anbaufelder ist in den wenigsten Gebieten der Schweiz möglich. Das Rhein-Schwemmland mit seinem sandigen Boden bietet beste Voraussetzungen dafür. Die Idee dazu hat Philipp aus den USA mitgebracht. Dort besucht er regelmässig Bekannte, die ebenfalls Agronomen sind. Um in Zukunft fehlenden Regen kompensieren zu können, wird die Notwendigkeit von Reservoiren für Regenwasser steigen.

Regenerative Landwirtschaft für die nächste Generation

Der Betrieb arbeitet konventionell, jedoch nach dem Prinzip der regenerativen Landwirtschaft. Ihr Ziel ist es, das Bodenleben zu fördern. Mittels Kompostausbringung, minimaler Bodenbearbeitung, Fruchtwechsel und Gründüngung oder auch durch den Einsatz von effektiven Mikroorganismen. Die regenerative Landwirtschaft lehnt sich an den biodynamischen Landbau an. Die Idee dahinter: Der Boden soll so alle Nährstoffe bereitstellen können, die die Pflanze braucht. «Mit Kunstdünger bekommt die Pflanze nur einen Wachstumsschub – wie ein Bodybuilder, der Eiweiss zu sich nimmt – und ist empfindlicher gegen Krankheiten», erklärt Philipp. Das Wissen hat er sich in Kursen angeeignet. Er ist, wie er sagt, «noch am Üben. Es ist nicht einfach und man muss davon überzeugt sein. Aber es hat sich für uns sehr gelohnt. Dadurch konnten wir den Bedarf an Düngemitteln stark reduzieren.» Normalerweise erntet Philipp im Jahr nur eine Kultur pro Feld und sät danach Gründüngung. So wird dem Boden nur einmal etwas weggenommen. Er wurde auch schon dafür belächelt, doch «lieber nur einmal pro Jahr eine gute Ernte als zwei, drei Mal eine schlechte», sagt er und ergänzt: «Auf lange Sicht lohnt sich das System.»

Die Fläche an Blühstreifen, die für die Biodiversität gefordert ist, übertrifft der Betrieb um das Zwei- bis Dreifache. Philipp: «Ich finde, das macht einfach Sinn.» Als Landwirt kennt Philipp das Paradox: Blühstreifen reduzieren die Anbauflächen und den Ertrag, gleichzeitig müssen Nahrungsmittel aus dem Ausland importiert werden, wo Glyphosat mit dem Helikopter gespritzt wird. Philipp hat sich bewusst für den nachhaltigeren Anbau entschieden: «Ich möchte das Land nicht schlechter weitergeben, als ich es übernommen habe.» Schon sein Urgrossvater habe hier als Bauer gearbeitet. Und die nächste Rohrer-Generation ist mit seinen beiden Söhnen bereits auf der Welt.

Bruno – Teil der Rohrer-Familie

Vor neun Jahren konnte Philipp das Zwiebelgeschäft von Bruno Frick, damals Gemüseproduzent in Schaan, Liechtenstein übernehmen. Bereits 1965 fing dieser an, für Hilcona Gemüse anzubauen, vor allem Sauerkraut. Zwiebeln kamen später. Als er irgendwann die Altersgrenze für Direktzahlungen überschritten hatte und keine Mitarbeitenden mehr anstellen durfte und immer noch Bestellungen von Grossabnehmern da waren, musste eine Lösung her. Bruno erinnert sich: «Einmal kam Hans, der Vater von Philipp, vorbei und sagte, das wäre vielleicht etwas für seinen Sohn. Wir sind ins Auto gestiegen und waren uns nach zwei Minuten einig.»

Bruno war schon 40 Mal in Kalifornien, um zu sehen, wie der Gemüseanbau wirklich läuft. Seinen Tatendrang spürt und sieht man noch heute. Zum Beispiel, wenn er an diesem heissen Tag im Juni oben auf der Erntemaschine steht und mit anpackt. «Wir überlegen schon, ihm die Schlüssel zum Traktor wegzunehmen», scherzt Philipp.

Profi-Tipps von Philipp Rohrer für den Zwiebel-Eigenanbau:

  1. Wir säen Zwiebelsamen. Im privaten Bereich würde ich Setzzwiebeln empfehlen.
     
  2. Zwiebeln mögen keine Staunässe. Man sollte einen wasserdurchlässigen Boden wählen
    .
  3. Als Dünger am besten viel Kompost verwenden.
     
  4. Zwiebeln sind sehr anfällig auf Pilzkrankheiten. Daher einen luftigen Ort wählen, damit sie gut abtrocknen können.
     
  5. Immer wieder den Platz wechseln. Am besten 5 Jahre Anbaupause einhalten.
     
  6. Und: Nach dem Mondkalender setzen. Auch wir achten in unserem Betrieb darauf.

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