Ein Original im «Ochsen»

Luka Lazic ist voller Energie. Während unseres Besuchs im Ochsen in Niederuzwil ist er überall anzutreffen: in der Küche beim Kochen, bei den Gästen am Tisch und rund ums Haus. Als wäre das nicht genug, gibt er zwischendurch dem «clever & charmant» noch ein Interview. Dabei schenkt er uns nicht nur seine volle Aufmerksamkeit. Wie es sich für einen Gastgeber «vom alten Schlag» wie ihn gehört, schenkt er uns auch einen Schnaps ein. Jedoch nicht irgendeinen. «Den habe ich 1978 in Bosnien gebrannt», beginnt er zu erzählen. Er hat wohl damit gerechnet, dass die ausserordentliche Qualität unser Interesse weckt. Der offerierte Tropfen ist ein Sliwowitz. Extrem mild, leicht im Abgang, fruchtig, fast süss. Was sein Geheimnis ist, wollen wir wissen. «Man nimmt blaue und weisse Zwetschgen, die sind doppelt so süss», verrät Luka. «Dann lässt man sie sechs Wochen vergären und brennt sie. Ganz traditionell draussen vor dem Haus. Dabei ist in Modriča immer das halbe Dorf beteiligt. Die Leute kommen vorbei, grillieren, trinken Kaffee und feiern. Es ist ein Erlebnis für alle.

Zu verdanken haben wir den seltenen Genuss dem Vater von Luka, der zu der Zeit von Bosnien schon in die Schweiz gekommen war. «Mein Papi sagte mir – ich war damals 17 Jahre alt –,
ich soll allen Bauern in der Gegend ihre übrigen Zwetschgen abkaufen. Das habe ich gemacht und dann brannte ich zweieinhalb Monate durchgehend Schnaps. 24 Stunden am Tag.
Mehrere Tausend Liter.» Eine hervorragende Idee des Vaters, wie wir heute bestätigen können.

St. Gallen statt Afrika

Heute ist Luka 61 Jahre alt. Welche Ziele er noch hat? «Meine Ziele habe ich erreicht. Ich will nicht kochen, bis ich 70 bin. Gerne würde ich den Betrieb an meine Kinder weitergeben und mich zurückziehen», sagt er und gibt gleich darauf seine Bedenken offen und ehrlich zu. «Auf der anderen Seite, wenn ich mir das alles anschaue, frage ich mich manchmal, ob ich einem jungen Menschen das antun kann. Man denkt, es ist ein kleines Restaurant. Aber wir haben 13 Angestellte, arbeiten am Wochenende und am Abend. Da muss man auf vieles verzichten. Das tut manchmal weh.

Dazu fällt Luka, ganz Wirt, eine Anekdote aus seinem eigenen Leben ein. Mit 18 Jahren wollte er von Bosnien nach Afrika reisen. Sein Plan: «Zwei bis drei Monate als Tellerwäscher in der Schweiz arbeiten, Billet kaufen und ab.» Doch es kam anders. Als er zurück nach Bosnien ging, um sich von seiner Familie zu verabschieden, fragte ihn seine heutige Frau, ob er sie heiraten wolle oder nicht. Das Ende der Geschichte: «Tja, ich war noch nie in Afrika, noch nie!» Was lernen wir? Wenn man seine Träume als junger Mensch nicht verwirklicht, ist es vielleicht irgendwann zu spät.

Vom Lehrling zum Helden

Statt in Afrika das Leben zu geniessen, startete Luka seine Karriere als Koch. Im renommierten Wildpark-Restaurant «Peter und Paul» lernte er seinen ersten Lehrmeister kennen: Charly Bischof. Er war Spezialist für Confisserie und Kalte Küche. «Da wurde mit Finesse gearbeitet», erinnert sich Luka. Seine Zeit bei Fredi Bürgi im Hotel Toggenburg in Flawil brachte ihm das Organisatorische bei. Grössere Bankette für 300 bis 400 Gäste standen auf dem Programm, vom Sieben-Gänge-Überraschungsmenü bis zum Wurst-Käse-Salat war alles dabei. In die Geheimnisse der regionalen Küche tauchte er schliesslich bei Kurt Hanselmann vom Regionalverband für Hotellerie und Restauration ein.

Einer der grössten Momente seiner Laufbahn war im Hotel Toggenburg, dem damaligen Herzstück des Dorfes. «Irgendwann wurde das Hotel geschlossen und sollte abgerissen werden. Es gab jedoch Verzögerungen und ich bekam die Möglichkeit, es noch für ein paar Jahre zu übernehmen. Das habe ich gemeinsam mit meiner Frau gemacht. Für die Flawiler machte uns das zu Helden. Wir hatten Arbeit – unvorstellbar! Unser Mut wurde sehr honoriert

Als er dann nach Uzwil in den «Ochsen» kam, sind ihm die Flawiler Gäste hierher gefolgt. «Bereits am Tag der Eröffnung – es war der 1. August 2011 – war die Terrasse voll und bis heute habe ich Gäste aus Flawil. 

Für seine Gäste da. Rund um die Uhr.

Im «Ochsen» ist die Küche bürgerlich und bodenständig. Was ihm am Herzen liegt: Bei ihm gibt es keine «Päckli». Alles wird frisch zubereitet. Dabei schaut Luka auf moderate Preise und versucht jedem – ob Hotel- oder Restaurant-Gast – etwas anzubieten. Dass es in seinem Restaurant auch Fleisch vom heissen Stein gibt, ist ebenfalls seiner Kundenorientierung zu verdanken. «Die Gäste haben mich auf die Idee gebracht», gesteht Luka.

Seine Leidenschaft und Freude am Gastgeber sein erkennt man auch daran: Luka ist 24 Stunden am Tag «im Amt». Es gibt keinen Ruhetag. Nur ein paar Tage Betriebsurlaub nach Weihnachten und im Sommer. Dann geht’s für ihn meist nach Bosnien zur Familie. Oder vielleicht demnächst doch noch nach Afrika. Wir würden es ihm wünschen.

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